Advents-Conveniat der Komturei „An Weser und Ems“ in Münster
Prägend für Bischof Keller waren seine Erlebnisse im 1. Weltkrieg, in dem er vier Jahre an vorderster Front gekämpft hatte. Keller war überzeugt: Der Krieg ist eine Schule für das Leben, in der Welt herrscht der Kampf zwischen Gut und Böse. Ein scheinbar marginaler Sieg seiner nur mit Lanzen bewaffneten Kavallerie gegen russische Maschinengewehre in einem Gefecht um ein polnisches Dorf blieb für Keller sein Leben lang die eindrückliche Erfahrung, Positionen auch in schwächerer Ausgangslage nicht voreilig verlorenzugeben. Diese Einstellung hatte für Michael Keller auch pastorale Auswirkungen: Er will Priester in Hamburg werden, um dort den Kampf gegen die Säkularisierung zu führen. Im Kampf um die Hoheitsrechte Christi sorgt er sich um den Bestand des Christentums. In diesem Sinne forcierte er als Bischof nach dem 2. Weltkrieg den Kirchenbau. In jedem Neubaugebiet errichtete er eine neue Kirche, die auch ein Kampfinstrument gegen die Säkularisierung sein sollte. Diesem Zweck dienten auch die Gründungen mehreren Akademien.
Im zweiten Teil seines Vortrags kam Generalvikar Dr. Köster auf die Kirche von heute zu sprechen, die sich in einem Umbruch befinde. Die katholische Kirche sehe ihre Aufgabe im Dienst an der säkularen Gemeinschaft, nicht im Kampf gegen sie. Da die Pfarrfamilien kleiner würden, müsse man mit den Menschen außerhalb der Pfarrei ins Gespräch kommen, z.B. junge Familien oder von der Gesellschaft Überforderte unterstützen. Wichtig sei die Einbindung von Jugendlichen und Freiwilligen in die Pastoral. Durch den interessanten Vortrag angeregt, schloss sich eine lebhafte Diskussion der zahlreichen Familiaren, Damen und Gäste, zu denen auch der Balleimeister Dr. Klaus Schulte gehörte, an. Der Tag klang nach dem Abendessen mit einem gemütlichen Beisammensein aus.
Den zweiten Teil des Conveniats begannen wir am Samstagmorgen mit einer Eucharistiefeier, die der Geistliche Assistent Confrater Prälat Norbert Kleyboldt zelebrierte. Der sonst übliche Besuch des Münsteraner Bischofs Dr. Felix Genn kam in diesem Jahr nicht zustande, da er kurzfristig an einer wichtigen Besprechung teilnehmen musste. Statt seiner sprach unser Confrater Pfarrer Martin Beisler Gedanken zum Advent. Er rief zunächst in Erinnerung, was der Advent den frühen Christen bedeutete: Sie hatten den Gedanken der Ankunft eines Kaisers oder eines Gottes übernommen, ihn dann aber als Hinweis auf die Wiederkunft des Weltenendes und als Vorbereitung auf die Geburt Christi gesehen. Damit verbanden sie eine Zeit der Buße und der Erneuerung, was heute weitestgehend verlorengegangen sei. Dann richtete Martin Beisler den Blick auf die Evangelien der vier Adventssonntage: auf Johannes, der die Menschen bewegte, sich im Jordan taufen zu lassen, sich zu reinigen, der die Menschen aufforderte, auf Gott zu hören, zu versuchen, ihn zu spüren und schließlich den Blick auf die Ankündigung der Geburt Christ am 4. Sonntag. Die Adventszeit sei geprägt von den biblischen Texten. Die Frage an uns gehe, wie wir mit dem Zwiespalt von Öffentlichkeit und Privatheit umgehen. Jeder könne die Adventszeit bewusst christlich gestalten und selbst eigene Akzente setzen.
Dankbar für diese spirituellen Anregungen machten wir uns nach dem Reisesegen mittags auf den Heimweg. Alle waren sich einig: Dieses Conveniat hat unsere Adventszeit wieder sehr bereichert.
Dr. Jörgen Vogel FamOT
Komtur