Familiaren beim Karlsamt im Frankfurter Kaiserdom
Zum Todestag Karls des Großen erinnert die katholische Stadtkirche Frankfurt alljährlich mit dem Karlsamt an den Gründervater Europas, der auch Patron der Stadt und des Kaiserdoms ist. In dem farbenprächtigen Gottesdienst erklingen mittelalterliche lateinische Gesänge wie die Karlssequenz, ein Lobgesang auf Kaiser und Stadt, und die Kaiserlaudes, in der Huldigungsrufe an Christus mit Bittrufen für Kirche, Papst, Bischof, das deutsche Volk und alle Regierenden verbunden werden. Seit mehr als 600 Jahren gedenken die Frankfurter Katholiken immer am letzten Samstag im Januar dieses „Vaters des Abendlandes“ und beten für eine gute Zukunft Europas.
Dem Karlsamt steht jedes Jahr ein europäischer Bischof als Hauptzelebrant und Prediger vor, in diesem Jahr Professor Dr. Ivo Muser, der Bischof von Bozen-Brixen in Südtirol. Der europäische Geist verliere derzeit an Kraft, sagte der Bischof im vollbesetzten Kaiserdom. Das Wir-Gefühl bröckele in der Flüchtlingskrise. Dabei sei der kühne Gedanke der ersten Christen ein anderer gewesen. Vor zwei Jahrtausenden sei die christliche Identität begründet worden als eine Identität, die die eigenen Wurzeln kenne und pflege – im offenen und konstruktiven Dialog mit der Identität der anderen. Christen seien Menschen der Hoffnung und der Transzendenz. Sie sollten an einem gemeinsamen Europa bauen, wo verschiedene Kulturen sich auf heimatlichem Boden begegnen und gegenseitig bereichern, im respektvollen Dialog mit der Identität der anderen. Als gläubige Christen sollten sie Verantwortung übernehmen für ein Europa, das eine Seele brauche. Ohne ein kräftiges Bindemittel habe das Projekt Europa keine Zukunft.
Beim anschließenden Empfang im „Haus am Dom“ konnten die Familiaren nicht nur mit dem konzelebrierenden Bischof von Limburg, Dr. Georg Bätzing, ins Gespräch kommen, sondern sich auch Bischof Dr. Ivo Muser vorstellen. Die Unterhaltung geriet herzlich, da der Deutsche Orden dem Südtiroler Oberhirten aus seiner Heimat bestens bekannt ist. Gerne nahmen die Familiaren seine Segenswünsche entgegen.
Thomas Jünger FamOT
Komtur