Wallfahrt zum Bußgewand der Heiligen Elisabeth von Thüringen
Immer am Sonntag nach dem Elisabethfest im November wird seitdem eine Reliquienfeier abgehalten. Für die Wallfahrer wurde der Schrein mit dem Gewand außer der Reihe geöffnet, damit sie das eng fallende Kleidungsstück aus dunklem, grobem Wollstoff sehen, davor Andacht halten, die Heilige verehren und die Fürsprache der Ordenspatronin erbitten konnten.
Den Sonntag begann die Pilgergruppe mit einem Hochamt in der Basilika St. Valentinus und Dionysius in Kiedrich. Auf den Fundamenten einer karolingisch-romanischen Vorgängerkirche wurde sie als gotischer Hallenbau vollendet, nachdem um 1350 Reliquien des Heiligen Valentin, dem Nothelfer gegen die fallende Sucht, vom Kloster Eberbach nach Kiedrich gebracht wurden und eine rege Wallfahrt einsetzte. Der prächtige Ausbau der Valentinuskirche zeigt sich heute fast unverändert, das Inventar stammt vollständig aus der Zeit um 1500, eine einzigartig erhaltene Innenausstattung der Gotik. Die Kirche wurde 2010 von Papst Benedikt XVI. zur Basilica minor erhoben. Als gotischer Dreiklang gilt die musikalische Seite der Basilika bestehend aus dem Geläut des 14. Jahrhunderts, der ältesten noch spielbaren Orgel der Welt und den Kiedricher Chorbuben. Seit 1333 singen sie Sonntag für Sonntag gregorianische Choräle in einem gotisch-germanischen Chordialekt, aufgezeichnet in Form sogenannter Hufnagelnoten. Ein solches Choralhochamt feierten die Confratres im Chorgestühl mit und priesen Gott, bevor allen in einer privaten Führung die Kunstschätze der Basilika fachkundig nähergebracht wurden.
Ein gemeinsames Mittagessen im nahen Kloster Eberbach gab Gelegenheit zu geselligem Austausch, bevor die Wallfahrer zum Gewand der Heiligen Elisabeth aufbrachen und danach geistig gestärkt in die weitere Fastenzeit entlassen wurden.
Thomas Jünger FamOT
Komtur