Conveniat und Convent der Komturei „An Weser und Ems“ im Kloster Marienrode (Hildesheim)
Nach dem Convent nahmen die angereisten Confratres und Damen in der Klosterkirche an der Vesper teil, die von den Benediktinerinnen in Latein gesungen wurden, was eine wahrhaft klösterlich-spirituelles Aura entfaltete.
Im Anschluss an das danach folgende Abendessen versammelten wir uns zum Vortrag von Prof. Dr. Dr. Jörg Bölling, der am Institut für Katholische Theologie der Universität Hildesheim die Professur für Kirchengeschichte innehat. Das Thema seines Vortrags lautete: „Päpstlicher Humanismus? Juden, Muslime und Ostchristen im Rom der Renaissance“. Als Spezialist für das Papstzeremoniell gab uns Prof. Bölling interessante Einblicke in den Umgang von Renaissance-Päpsten mit jenen Religionsgruppen und in deren Einbeziehung in das Zeremoniell am päpstlichen Hof. So begegnete z.B. Alexander VI. (1492-1503) den Juden mit Toleranz; schon Jahrzehnte vorher, 1422, verbot Martin V. (1417-1431), der selbst einen jüdischen Leibarzt hatte, antijüdische Hetzreden und erlaubte 1429 den Juden ihre eigene Schullehre.
Nach dem Vortrag und der anschließenden Diskussion klang der erste Tag des Conveniats aus mit einem gemütlichen und unterhaltungsreichen Beisammensein.
Der zweite Tag des Conveniats begann mit einem frühen Frühstück, zu dem wir schon den Zelebranten der Hl. Messe und den Referenten für den 2. Vortag Bischof Dr. Michael Wüstenberg begrüßen durften. Einige von uns haben um 7:00 Uhr an der Laudes der Schwerstern im Kapitalsaal teilgenommen.
Bischof Michael ist emeritierter Bischof der südafrikanischen Diözese Aliwal, der seinen „Ruhestand“ in seinem Heimatbistum Hildesheim verbringt und in Hildesheim wohnt.
Die Heilige Messe feierten wir gemeinsam mit den Schwestern aus dem Konvent des Klosters Marienrode und waren wieder sehr von dem Gesang und den Gebeten der 14 Schwestern angetan.
Der anschließende Vortrag befasste sich mit der Betreuung der Gemeinden in Aliwal und dem Konzept der kleinen christlichen Gemeinschaften (KCG), das seinen Ursprung in Südafrika hat.
Es wurde am Lumoko-Institut in Johannesburg entwickelt und von dort auch wissenschaftlich begleitet. Bischof Michael promovierte dort zur Rolle der „Leader“ in den KCGs.
Da es im Bistum Aliwal nur 12 Priester gibt, muss die Seelsorge und der gelebte Glaube anders gestaltet werde, als wir es aktuell noch in Deutschland kennen.
Das Konzept beruht auf fünf Säulen:
Gemeinschaft:
Regelmäßige Treffen als Kirche vor Ort im Bereich der Nachbarschaft, des sozialen Nahraums, der Siedlung bzw. des Dorfes.
Spiritualität:
Gemeinsames Gebet und Bibel-Teilen als liturgische Feier der Gegenwart Jesu im Wort der Schrift und in der Gemeinschaft.
Handeln:
Soziales und kirchliches Handeln sind integriert; das Hören auf das Wort Gottes hilft der KCG, ihre Sendung zu entdecken und sensibel wahrzunehmen, was ihre konkrete Aufgabe hier und jetzt für ihren konkreten Lebensraum und für die Pfarrei, zu der sie gehört, ist.
Kirche:
Vernetzung mit der Pfarrei und damit mit der gesamten Kirche: durch konkrete Vernetzungsstrukturen (Beauftragungen, Treffen der KCG-Leiter mit der Pfarreileitung, Schulungen u. v. m.) ist die Kleine Christliche Gemeinschaft mit der Kirche verbunden.
Leitung:
Leitung wird in diesem Modell idealerweise auf allen Ebenen der Pfarrei und Diözese nicht dominierend, sondern partizipativ, ermöglichend und die Menschen stärkend und inspirierend wahrgenommen.
Im Bistum Aliwal waren über 400 Leiter ausgebildet, diese werden regelmäßig weitergebildet und müssen alle 2 Jahre in ihrem Amt bestätigt werden.
Bischof Michael erklärte das Leben nach diesem Konzept in seinem Bistum so bunt und anschaulich, dass sein Vortag von über 90 Minuten wie im Flug verging. Viele von uns Zuhörern überlegten schon während seiner Ausführungen, welche Anregungen und Ideen wir mit in unsere Heimatgemeinden nehmen können und ob wir nicht hier schon gehört haben, wohin sich Kirche bei uns in den nächsten Jahren entwickeln kann oder sogar wird.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen bekamen wir noch den bischöflichen Reisesegen und fuhren alle in unsere Heimatbistümer zurück. Wir hoffen, dass das Kloster Marienrode mit den so gastfreundlichen Schwestern uns bald einmal wieder zum Conveniat aufnehmen wird.
Dr. Jörgen Vogel FamOT und Stephan Pahlitzsch FamOT
Komtur