Fronleichnam in Wien
Das Fronleichnamsfest wurde 1246 im Bistum Lüttich erstmals gefeiert und 1264 von Papst Urban IV. zum Fest der Gesamtkirche erhoben. Es war somit das erste Kirchenfest, das von einem Papst in den liturgischen Kalender aufgenommen wurde und geht auf eine Vision der Hl. Juliana von Lüttich im Jahr 1209 zurück, in der ihr das Fehlen eines Festes des Altarsakramentes vermittelt worden war. Dem Pontifikalamt schloss sich eine eucharistische Andacht mit Aussetzung des Allerheiligsten an, die mit dem eucharistischen Segen und dem Te Deum ihren Abschluss fand.
Der Hochmeister verwies in seiner Predigt darauf, dass im heurigen Jahr alles anders ist als sonst. Die Pandemie zwänge uns zwar, auch hier geliebte Gewohnheiten nicht leben zu können, aber trotzdem Fronleichnam feiern zu dürfen. In der unscheinbaren Gestalt des Brotes, in der Gottes Nähe sicht- und erfahrbar wird, würde nicht nur Gottes Zusage bei den Menschen sein zu wollen, sondern auch sein Bemühen, dem Menschen so entgegenzukommen, dass dieser nicht überfordert wird, deutlich werden. In Sanftheit und Schlichtheit ist Gott mitten unter den Menschen. Auch wenn wir in diesem Jahr nicht in feierlichen Prozessionen durch die Straßen ziehen und damit weder Christus zu den Menschen bringen, noch unseren Glauben bezeugen können, so bleibt doch der Auftrag an alle Christinnen und Christen die frohe Botschaft im Alltag mit Leben zu erfüllen und durch Sein und Wirken, diese Botschaft zu den Menschen zu tragen. Bereits in der Predigt verwies der Hochmeister auf die an die Eucharistiefeier anschließenden eucharistischen Andacht, bei der sich die Mitfeiernden ganz bewusst in die Gegenwart Gottes stellen sollten. In dem Moment, in dem wir vor dem Herrn im verwandelten Brot ganz still werden, kann ER zu uns sprechen. Weiter verdeutlichte der Hochmeister den Dialog zwischen Gott und Mensch mit einer Geschichte aus dem Leben des Heiligen Pfarrer von Ars. Dieser fragte einen Bauern, der täglich lange still in der Kirche saß, einmal, was er da immer tue, die überliefert Antwort des Bauern war: „Ich schaue ihn an…. Und er schaut mich an“. Zum Schluss der Predigt rief der Hochmeister die Gläubigen auf sich vom Herrn anblicken zu lassen und auch auf seinen Ruf zu hören.
Diese stimmungsvolle Fronleichnamsfeier im Innenhof des Deutschen Hauses mit Blick auf den benachbarten Stephansdom, unterbrochen von den Glockenschlägen der Pummerin, wurden von den zahlreich anwesenden Familiaren der Ballei Österreich äußerst positiv aufgenommen. Erfreulicherweise konnten wir auch Abordnungen des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens unter der Leitung von Prokurator Norbert Graf Salburg-Falkenstein sowie des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem mit dem Leitenden Komtur Dr. Wilhelm Kraetschmer bei dem Festgottesdienst begrüßen. Erfreulich war auch die Anwesenheit des spanischen Botschafters und Träger des Verdienstkreuzes des Deutschen Ordens, S. E. Juan Sunyé Mendía. Sowohl die Gottesdienstfeier als auch die anschließende Agape im Deutschordenshof fanden unter Berücksichtigung der Vorgaben der Rahmenordnung der österreichischen Bischofskonferenz bzgl. der Corona-Pandemie statt. Die Freude aller Teilnehmer über die gemeinsame Feier des Fronleichnamsfestes mit nachfolgenden Gedankenaustauch war nach einer Zeit dem Rückzug der vergangenen Wochen sichtlich groß.
Prof. Dr. Rudolf Müller FamOT
Balleimeister