Das Mai-Konveniat war dem Thema Frauen in der katholischen Kirche gewidmet. Nach der gemeinsamen Feier der Hl. Messe mit unserem Geistlichen Assistenten Cfr. Andreas Kaiser konnten wir im Rittersaal des Hochmeisteramtes die Vortragende des Abends, Frau Univ. Ass. Dr. Veronika Burz-Tropper vom Institut für Bibelwissenschaften der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, sehr herzlich begrüßen, deren Spezialgebiet das Neue Testament ist. Das Thema des Referates war: „Jesus, Paulus, die Frauen und die Kirche“. Auch wenn man sich natürlich bewusst sein muss, dass die Erzählungen über Jesus von Nazareth keine protokollarischen Berichte über sein Wirken im modernen historischen Sinn sind, lassen gerade die Erzählungen über Frauen in seiner Bewegung aber doch einiges erkennen und die biblische Überlieferung ergibt insgesamt ein schlüssiges Bild: Jesus hatte für einen antiken Mann einen erstaunlich offenen Umgang mit Frauen, der nicht durch Distanz, sondern durch Hilfsbereitschaft und Einbeziehung in die Verkündigung geprägt war. Frauen bildeten einen wesentlichen Bestandteil seiner Bewegung und zeichneten sich besonders in den Stunden der Passion aus, die durch die Flucht der männlichen Anhänger gekennzeichnet war. Sie gehören zu den ersten Zeuginnen von Jesu Auferstehung – auch nach dem Zeugnis des Paulus. Der Apostel Paulus selbst war mit Sicherheit kein Frauenfeind. Er war durch die sozialen Vorstellungen seiner Zeit geprägt, gleichzeitig ließ er Frauen mit einer für antike Verhältnisse unüblichen Selbstverständlichkeit an seinem Dienst teilhaben und respektierte sie als Mitarbeiterinnen für das Evangelium. Hier konnte er also die schon bei Jesus sichtbare Linie fortschreiben. Ein genauerer Blick in die neutestamentliche Überlieferung macht deutlich: 1. Jesus von Nazareth, der Stifter des Christentums hatte für einen für seine Zeit erstaunlich unbefangenen Umgang mit Frauen. 2. Der Apostel Paulus, den man durchaus als Begründer des Christentums bezeichnen kann, war ebenfalls kein Frauenfeind, sondern respektierte Frauen als gleichwertige Mitarbeiterinnen für das Evangelium. 3. Erst die Anpassung der christlichen Gemeinden an die Konventionen der patriarchal strukturierten antiken Gesellschaft führte in der zweiten und dritten Generation des frühen Christentums zunächst zu Einschränkungen der Leitungs- und Verkündigungstätigkeit der Frauen in den Gemeinden und schließlich zur gänzlichen Verdrängung der Frauen aus der Gemeindeleitung und der Evangeliumsverkündigung.